Vögel – Sinnesorgane des Himmels

 

Das Verstummen in den Lüften – eine schamanische Sichtweise

Die Gefährdung der Vogelwelt zu Beginn des 21. Jahrhunderts, das Aussterben durch Pestizide und schwindende Lebensräume ist bittere Realität.
Schamanen Wissen
Mit dem Verschwinden der Vögel ist aber nicht nur das ökologische Gleichgewicht gefährdet, sondern es bricht ein Teil von uns selber weg.
Vielleicht gerade der Teil, den zu hegen wir vergessen haben: unser zutiefst Inneres, verborgen wie der Vogel im Wald oder in der hohen Baumkrone:
Unsere Intuition, das Ahnen, dass wir alle miteinander verwoben sind.
Wenn der Vogel als Bild für unsere Seele nur mehr leise aus der Vergangenheit klingt, was bedeutet dann sein Verschwinden für die aufkommende Zeit?
Verschwindet mit seinem Lied dann nicht auch die Hoffnung?
Schamanische Tradition
Einst galt der Vogel „als heilig und unverletzlich“ Bis ins 10. Jahrhundert ist der Schutz des Vogels dokumentiert.
In der Edda wird der Fürstensohn Konur von einer Krähe ermahnt, die Vögel nicht zu jagen.
Ökozid

Dies änderte sich radikal durch König Heinrich I. (919-936), der die Vögel bejagte und der den Beinamen „der Vogler“ erhielt.
Die Ausnutzung des Vogelgeschlechts steigerte sich in unsere Gegenwart, in der man den Vogel fast ausschließlich nach seinem Nutzen beurteilt,
ihn gebraucht und verbraucht.
Man isst seine Eier und sein Fleisch. Man verwertet Federn, Knochen und Exkremente, also alles,
was mit dem Körper des Vogels zusammenhängt.
Wenig Beachtung findet hingegen die Folgen der Anwesenheit dieser Tiere auf die Psyche des Menschen.


Der britische Biologe Daniel Cox erforschte die gesundheitliche Auswirkung der Vogelbeobachtung auf den Menschen.
In einer 2017 publizierten Studie hält er fest: „Es gibt eine klare Korrelation zwischen der Anzahl der Vögel, die Menschen in ihrem Viertel erleben können, und der Wahrscheinlichkeit von Depression, Angststörungen und Stress.“

Bedrohung und Ausrottung von Vogelpopulationen

Feldlerche, Kiebitz und Rebhuhn sind inzwischen selten geworden, von den Feldlerchen gibt es heute 36% weniger als noch 1980. Die Bestände der Kiebitze gingen überhaupt um 80% zurück, die des Rebhuhns sogar um 94 Prozent.
Eine Auswertung der Bestandveränderungen in allen EU – Ländern kommt zu dem erschreckenden Ergebnis, dass von 1980 bis 2016 in der EU rund 56 Prozent aller Feldvögel verschwunden sind.
Laut BirdLife Österreich schrumpfte die heimische Vogelpopulation in den letzten 20 Jahren um 40 Prozent.
Praktisch ausgestorben sind von den in Österreich beheimateten 113 Arten der Ortolan, die Blauracke und der Raubwürger.
Eine Studie aus den USA und Kanada belegt, dass die Zahl der Vögel seit 1970 um mehr als ein Viertel zurückgegangen ist.
Hautursache sind die Intensivierung der Landwirtschaft der Einsatz von Insektiziden und Pestiziden sowie der damit verbundene Rückgang von Wildpflanzen und das Bienen- und Insektensterben.
Die Vögel, so klein die meisten auch sind, finden zu wenige Lebensräume zum Brüten und zur Aufzucht der Jungen.
Die Verrohung und Entfremdung des modernen Menschen führte und führt zu einem humanitären und ökologischen Desaster.

1958 ordnete Mao Zedong an, die Spatzen in China auszurotten, da sie Schädlinge seien und dem Menschen die Nahrung nähmen. In einer staatstragenden Bekanntgabe erklärte er Stechmücken, Fliegen, und Spatzen den Krieg, China müsse zu einem Land werden, in dem es diese Schädlinge nicht mehr gebe.
Die „Ausrottung der vier Plagen“ wird zur Bürgerpflicht. „Spatz, du bist ein Mistvogel, ein Verbrecher seit Tausenden Jahren. Heute rechnen wir mit dir ab. Wir schlagen dich und zerstören deine Nester. Am Ende werden wir dich verbrennen. Wenn du und alle vier Übel vernichtet seid, ist die Welt wieder in Harmonie.“, verkündet der Dichter Guo Moruo.
Tagelang werden die Spatzen gejagt mit lautem Getrommel und Gepfeife, das die scheuen Tiere vom Landen abhalten soll, damit sie erschöpft oder tot vom Himmel fallen. Allein in Peking sollen innerhalb von drei Tagen 400.000 Spatzen getötet.

Schon im nächsten Sommer zeigten sich die fatalen Folgen: Ganze Ernten werden vernichtet, weil der natürliche Feind – v.a. die Heuschrecken – fehlt. Dies und weitere Eingriffe in der Landwirtschaft führen zu einer Hungersnot, bei der 45 Millionen Menschen sterben. China versucht in der Folge Spatzen aus Russland einzuführen, die Vögel stehen jedoch heute noch auf der Liste der bedrohten Tiere in China.

Schamanaischer Weg
Die franziskanische Liebe zum Bruder Tier, Bemühungen von Tierschützern weltweit, Schriften unter anderem von Albert Schweitzer, Bernhard Shaw
und vieler anderer versuchen uns aufzuwecken und uns aus den alles verschlingen Armen des Machbarkeitswahns zu reißen.
Am stärksten ist dieser Weckruf, wenn in ihm die Liebe schwingt, und gerade in der Lyrik trifft dieses Schwingen sich mit dem Lied des Vogels
und für kurze Augenblicke zerreißt die Trennung. Und in uns kann sich dieser Raum ausdehnen.
Christian Morgenstern bringt das Ausmaß des Dankes, den wir den Tieren schulden, auf den Punkt:
“Ganze Weltalter voll Liebe werden notwendig sein, um den Tieren ihre Dienste und Verdienste an uns zu vergelten.“

Ein Artikel von Andrea Portenkirchner, Schamanin in „Licht aus der Jurte Shamanic Centre Vienna“

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