Unser Essen ist mindestens so wichtig wie Schutzmasken, Handschuhe und Beatmungsgeräte für das in den letzten Jahren heruntergefahrene medizinische System. Da wird mir jeder zustimmen und jetzt lernen wir auch langsam aus unserem westlichen Hyperindividualismus auszusteigen und erkennen, dass wir zu einem größeren Ganzen gehören. Doch die Stärkung unserer Gefühle der Verbundenheit mit dem Leben auf der Erde, bringt nicht immer Leichtigkeit und Harmonie. Neben dem Schrecken und der Besorgnis, welche die Corona – Krise und die bereits eingetretene Wirtschaftskrise in jedem Einzelnen auslösen, bleibt es uns nicht erspart, einen Blick auf das Dilemma der Landwirtschaft zu richten.
Frühling, es wird gesät und gepflanzt
In Kürze beginnt die Aussaat von Mais oder hat in einigen Landesteilen bereits begonnen. Alle, auch die es sich nicht leisten können, sind Bio – hungrig und vielleicht ist es für uns alle heilsam genauer hinzuschauen, was mit unseren Pflanzen geschieht. Ich glaube nicht, dass jetzt in der Zeit der Krise sich der Pestizidverbrauch, das Gift gegen das Leben und das Vermarktungsverhalten geändert haben. Das können nur wir alle gemeinsam verändern. Der erste Schritt dazu ist Aufmerksamkeit und Achtsamkeit, was hinter den Kulissen der gesundheitlichen globalen Krise geschieht.
Erinnern wir uns
Der Kukuruz stammt ursprünglich aus Mexiko, wo er seit tausenden von Jahren vor Christus bereits angebaut wurde. Kolumbus brachte den Mais nach Spanien, wo er um 1525 erfolgreich angebaut wurde. Neben Tomaten Paprika Kürbis Kartoffel und Bohnen ein wertvolles Geschenk an Europa.
Mais eine indianische Kulturpflanze, die es seit Jahrhunderten gibt! Ein Geschenk der Götter! Ein Leben ohne Mais war für die Indianer nicht vorstellbar. Mais galt als heilig und in ihm wurde die „Maisgottheit“ verehrt und wird bis heute bei verschiedenen Ritualen und Festen verwendet und um Kontakt mit den Geistern herzustellen als „seine Gottheit“ angesprochen. Mais gilt als Symbol für Leben. In den Hochkulturen der Maya, Sioux, Apachen, Hopi, Irokesen, Cherokee, Azteken usw. war Mais die wichtigste Nahrungspflanze, die Speise der Götter. Derzeit wird in Südamerika versucht, die wenigen indianischen Völker die es noch gibt, zu vernichten.
Jetzt wird gepflanzt, im Herbst geerntet
Im Herbst werden tausende Tonnen von Mais in die österreichischen Lagerhäuser gebracht. Aber nicht für unser Essen! Tiere werden mit Mais gefüttert, obwohl Wiederkäuer dieses Futter nicht vertragen. Was passiert mit dem Rest? Menschen essen keinen Polenta mehr, oder kehren wir vielleicht wieder zur Armen – Leute – Speise zurück?
Findige Geschäftsleute lassen Zitronensäure für die Getränke- und Nahrungsmittelindustrie, Waschmittelindustrie und für technische Industrien herstellen. Wir haben unsere Fernsehgeräte mit Mais betrieben und seit dem Aus von Förderverträgen, stecken Bauern, die bei der Umstellung auf „Energielandwirtschaft“ mitgemacht haben in finanziellen Schwierigkeiten! Ein kurzer Rückblick: Die blindwütigen Förderungen sogenannter alternativer Energiequellen hatten dazu geführt, dass auf unseren Feldern Pflanzen als Energieträger für Stromerzeugung in Biogasanlagen oder als Heizungspellets benützt wurden. „Tank statt Teller“ hieß es noch vor wenigen Jahren. Aus Raps wurde Biodiesel, aus Mais und Soja Bioethanol hergestellt und oft kilometerweit transportiert.
Früher führte der gemeinsame Anbau von Mais zu sozialen Gemeinsamkeiten und zu identitätsstiftenden Institutionen. Das Hüten der Saat und das Wissen um verschiedenes Saatgut ging zunehmend mit der Kommerzialisierung des Saatguts verloren. Manipuliertes Saatgut wird patentiert, Bauern müssen beim Erwerb für Lizenzgebühren bezahlen. Die Produkte werden gemeinsam mit Pflanzenschutzmitteln verkauft. Neben der Kontrolle des Anbaues gehen auch die Fähigkeiten selbst zu produzieren weitgehend verloren. Transnationale Lebensmittelkonzerne verschleiern den Ursprung und die Art der Ausgangsstoffe. Die postmoderne Konsumgesellschaft hat die Kontrolle über das, was auf den Tisch kommt und je unkritischer die Konsumenten, je besser können reale Vorgänge unsichtbar gemacht werden. Auch die krisenhafte Zeit verführt dazu, dem Körper schnell Energie zuzuführen, egal ob und wie es sich auf die körperliche, emotionale und seelische Ebene auswirkt. Das Grundnahrungsmittel Mais ist weltweit bedroht und wir alle sind davon betroffen und wir alle sind verpflichtet, Bewusstsein zu schaffen und unser Bestes zu geben.
Und danken wir dem, was unser Leben unterstützt. Wenn du jetzt in der Zeit der Quarantäne spazieren gehst, machst du vielleicht diese kleine Meditation.
Wenn du das nächste Mal an einer Pflanze oder an einem Baum vorbeikommst, nimm dir ein wenig Zeit. Du kannst dich für den Sauerstoff bedanken, der nicht da wäre ohne die wunderbare Arbeit die Pflanzen und Bäume tun. Ohne sie, gäbe es uns nicht. Vielleicht ist dein Herz auch angerührt von Kummer und Schmerz all unserer Mitgeschöpfe auf dieser Erde. Halte diesen Schmerz nicht in dir fest. Öffne dich den Heilkräften im unermesslich großen Netz des Lebens, auch weinen ist eine Hinwendung an sie. Vielleicht ist es dir dann auch möglich, neu zu definieren, was ein gutes Leben ist.
Mit herzlichen Grüßen, Regina Hruska